In trockenen Büchern

Unlesbares hörbar gemacht

5. September 2013
von Alexandra Tobor
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ITB006 Büdchen

Elisabeth Naumanns „Entdeckungen an einem alltäglichen Ort“ münden in eine umfassende Kulturgeschichte des Kiosks, die nicht nur die Entstehung, Entwicklung und Erscheinungsformen dieser bedeutenden Kleinstarchitektur unter die Lupe nimmt, sondern vor allem den Blick auf den Menschen wirft, der dieses Straßenmöbel betreibt oder besucht.
(Klappentext)

Das Buch ist die Doktorarbeit einer bemerkenswerterweise 76-jährigen Dame, die jahrelang in der Kiosklandschaft Berlins unterwegs war, um Beobachtungen zu sammeln, Gespräche zu führen und so dem Alltagsphänomen Kiosk möglichst viele Facetten zu entlocken. Spannend und sehr unterhaltsam!
„Kiosk – Entdeckungen an einem alltäglichen Ort“ von Elisabeth Naumann ist im Jonas Verlag erschienen.

8. August 2013
von Alexandra Tobor
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ITB005 Konsum-Kids

Kind sein dürfen, kreatives und phantasievolles Spielen um des Spielens willen – für Susanne Gaschke ein Ideal aus einer anderen Zeit. Kindheit heute bedeute vielmehr, schon vor dem Eintritt ins Jugendalter Konventionen unterworfen zu sein, die durch Konsumindustrie und Werbung diktiert werden. Schon Kinder sollen und wollen “cool” sein, sich älter geben als sie sind, Erwachsene ablehnen, Grenzen überschreiten und sich über Marken und Produkte definieren. Der Konsumindustrie ist das nur recht, denn für diese sind Kinder vor allem eine spontane, ungehemmte und leicht manipulierbare Zielgruppe, die selbst oder über ihre Eltern so viel Geld wie niemals zuvor verfügen.
(Auszug aus dem Klappentext)

Ich persönlich hatte die Chance, zwei Kindheiten zu erleben: eine Kindheit in einem armen, sozialistischen Land und eine zweite im kapitalistischen Überfluss.
Auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen habe ich mich kritisch mit diesem sehr wichtigen Buch auseinandergesetzt, das ich nicht nur Eltern ans Herz lege.
„Die verkaufte Kindheit: Wie Kinderwünsche vermarktet werden und was Eltern dagegen tun können“ von Susanne Gaschke ist im Pantheon Verlag erschienen.

25. Juli 2013
von Alexandra Tobor
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ITB004 Introversion

In einer lauten Welt werden stille Menschen meist überhört – sei es am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Privatleben. Susan Cain bricht eine Lanze für die Introvertierten und zeigt, wie wichtig sie für unsere Gesellschaft sind. Neueste Ergebnisse der Hirnforschung bezieht sie dabei ebenso ein wie historische Beispiele.
(Auszug aus dem Klappentext)

Ein Buch, das mich als „Betroffene“ ganz besonders gefreut hat. Wenn man sieht, wie und warum stille Naturen von der Gesellschaft pathologisiert und stigmatisiert wurden, wird man sich in seiner Eigenart weniger unzulänglich fühlen. „Still: Die Kraft der Introvertierten“ von Susan Cain ist erstmals als Taschenbuch im Goldmann Verlag erschienen.

4. Juli 2013
von Alexandra Tobor
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ITB003 Sozialfiguren

Früher gab es Spontis, Tramps und Yuppies. Und heute? Welche Sozialfiguren kennzeichnen unsere Gegenwart? Wer sind die maßgeblichen (Ideal-)Typen, die das Soziale ordnen? Welche Subjektivierungsformen können wir ausmachen? Die Autoren des Bandes riskieren in 34 Porträts eine Antwort.
Klappentext „Diven, Hacker, Spekulanten: Sozialfiguren der Gegenwart“, herausgegeben von Stephan Moebius und Markus Schroer.

Ich habe die Mehrheit der im Buch versammelten Essays mit Gewinn gelesen und widme mich in der dritten Folge exemplarisch dem Spießer, dem Star und dem Fundamentalisten.

21. Juni 2013
von Alexandra Tobor
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ITB002 Liebe

Warum tut Liebe weh, jedenfalls gelegentlich? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Liebeskummer zu Zeiten Jane Austens und der Art und Weise, wie wir ihn heute erfahren und damit umgehen?
“Ja”, sagt Eva Illouz und zeigt, inwiefern der Liebesschmerz wesentlich von den gesellschaftlichen Bedingungen der jeweiligen Zeit geprägt wird und keineswegs ein rein individuelles Problem ist, wie uns etwa Beziehungsratgeber weismachen wollen. Das Leiden an der Liebe ist ein soziologisches Phänomen, das Illouz untersucht wie einst Marx die Ware im Kapitalismus: in Begriffen des Tauschs zwischen ungleichen Marktteilnehmern.

(Auszug aus dem Klappentext)

In der zweiten Folge widme ich mich einem leidigen Thema.
„Warum Liebe weh tut: Eine soziologische Erklärung“ heißt das heilbringende Buch. Es ist bei Suhrkamp erschienen.

Nachtrag: Vor kurzem ist ein neuer Essay von Illouz erschienen. In “Die neue Liebesordnung” widmet sie sich dem Erfolg von Shades of Grey. Dazu lesenswert ist das Interview mit Eva Illouz in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.