In trockenen Büchern

Unlesbares hörbar gemacht

ITB011 Scham

| 9 Kommentare

Leben wir in einer Kultur der Schamlosigkeit? Der Vorwurf moralischer Verwahrlosung gehört zum Repertoire jeglicher Kulturkritik. Aber hat sich nicht doch etwas verändert? Mit klarem Blick spürt Ulrich Greiner Scham- und Peinlichkeitsgefühlen nach, wie sie uns im Alltag und in literarischen Texten begegnen.
(Klappentext)

Das Buch „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ von Ulrich Greiner wurde im April zum Sachbuch des Monats gekürt und weil Scham eines der spannendsten Themen ist, die es gibt, musste ich es sofort lesen! Es war eine außerordentlich unterhaltsame Lektüre und herausgekommen ist diese megapeinliche Podcast-Folge!

9 Kommentare

  1. Sehr interessant. Was mir dabei aufgefallen ist: Zwar wird im Fernsehen und in anderen Medien die Nacktheit immer “unproblematischer” und üblicher. Aber bei FFK-Stränden verläuft der Trend in den letzten Jahrzehnten umgekehrt: Hier werden es immer weniger Besucher, und junge Menschen kommen kaum hinzu. Bei einer Doku im Fernsehen klagten lauter alte Nudisten darüber dass es keinen Nachwuchs mehr gebe. Aus irgendeinem Grund scheint das Tabu der öffentlichen Darstellung fremder Nacktheit (also in den Medien) abzunehmen, das Tabu persönlicher (eigener) Nacktheit aber eher zuzunehmen.

    Wie ist das zu erklären? Ich denke die am Ende des Beitrags erwähnte Theorie von Norbert Elias hilft hier nicht weiter. Denn sie würde implizieren, dass die “Triebgebundenheit” im persönlichen Umgang miteinander derart abgenommen habe, dass der Besuch von FKK-Stränden nicht mehr akzeptabel ist. Mir fällt aber nichts ein das dafür spricht dass diese Triebgebundenheit abgenommen hätte. Der Rückgang des Sexismus in den letzten Jahrzehnten weißt meines Erachtens sogar in die entgegengesetzte Richtung. Sonst fällt mir aber auch keine Erklärung ein.

  2. Wie immer sehr interessant! Obwohl der Podcast noch sehr jung ist, bin ich schon ernsthaft abhängig :-)

    Mir fällt auf, dass Scham in früheren “klassischen” Bereichen wie Nacktheit weitgehend wegfällt, sich aber ins das Wertesystem verschiebt. Vielleicht gibt es nicht mehr oder weniger Scham sondern nur Bereiche in denen gesellschaftlich eine gewisse Schamhaftigkeit erwartet wird in denen es vorher noch nicht das Fall war.

  3. Das hier soll eine große Lobhudelei an dein ganzes Podcastkonzept darstellen!
    Ich hab erst vor ein paar Wochen angefangen, alle Folgen zu hören, angeregt durch deine Anwesenheit in der Wrintheit.
    Jede Folge ändert ein wenig mein Weltbild und lässt mich viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen.
    Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die klugen Denker (v.a. Bourdieur) Werke schreiben, die ich selbst nie lesen würde. Zu klobig, zu philosophisch, zu fachgebietsspezifisch – aber du schaffst es, das jeweilige Thema anhand der Literatur so wunderbar zu vermitteln, dass es mir richtig nahe kommt und auch meine Lebenswelt anspricht und mich zum Denken anregt.

    Bitte mach weiter so, ich würde mich freuen.

  4. Gut gesehen
    schön betrachtet
    prima vermittelt

    ich höre gerne zu

    Mehr!

  5. Vielen Dank für den interessanten Podcast,
    die Themen sind ausgesprochen sensibel behandelt und
    das meine ich als Kompliment.

    Ich wollte auch unbedingt noch Danke sagen für den Tipp
    “Trailer Park Boys” – kam vor längerer Zeit mal im Gespräch mit
    Holger Klein.
    Ich habe selten so gelacht,
    schon weil ich selbst in ´nem Zircuswagen lebe und
    auch schon einige ..Trailer Parks- (Wagendörfer)
    bewohnt habe.
    Ich “kenne” solche Menschen,
    nur in echt sind sie selten so komisch..
    :DANKE~DANKE:

    Ich bin unglaublich froh das es I.t.B. oder z.B. WRINT gibt denn
    das “Landleben” stumpft mich als Exil – Berliner ganz schön ab,
    leider.
    (War hoffentlich nicht blöd so viel zu schreiben..)

    Ganz herz- und hirn(?)liche Grüße von der Insel auf der Insel.

    Daniel ~°V°~ ~°V°~
    ~°v°~
    in der Möwengrube `*

  6. Zu deinem Podcast habe ich nur einen Gedanken: MEHR DAVON!

  7. Die Definition von Scham als eine Art “Leben durch den Blick der anderen” finde ich überaus zutreffend. Sich richten zu lassen durch stets veränderliche soziale Normen halte ich für eine sehr schmerzliche Strategie. Zumal diese Normen sich aus kapitalistischen Werten generieren und Menschen zu Ware herabsetzen. Ein Leben durch den eigenen Blick, der stets prüft und Anregungen aufnimmt, wäre sicher ein konstruktives Ziel. Danke für Deine immer inspirierenden, fesselnden und intelligenten Beiträge!

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