Über Pierre Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“
Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums und des Kunstgeschmacks ist trotz der hohen Anforderungen, die sie an den Leser stellt, für alle von Interesse, die geneigt sind, ihre eigenen, meist als selbstverständlich aufgefassten kulturellen Vorlieben und Praktiken zu prüfen.
(Klappentext)
Die Theorien von Pierre Bourdieu, berüchtigter Textwurstverbrecher und Erstsemesterschreck, fesseln mich schon seit Jahren. Als in einer Folge der „Wrintheit“ das Thema auf Geschmacksverirrungen der Unterschicht kam, löste das bei der Hörerschaft eine Flut an Beschimpfungen und anderen heftigen Reaktionen aus. Geschmack sei ja wohl etwas Subjektives und jeder würde sich so kleiden, wie es ihm gefalle. Das habe ich zum Anlass genommen, „Die feinen Unterschiede“ (vielleicht das erste wirklich unlesbare Buch in dieser Podcast-Reihe) hörbar zu machen. Das Buch ist 1987 bei Suhrkamp erschienen, aber wie immer wieder von Soziologie-Professoren bestätigt, handelt es sich um eine miserable Übersetzung. Wer des Französischen mächtig ist, sollte es im Original lesen oder in der ziemlich guten Version auf Englisch.
- Download:
- MP3 Audio22 MB
6. April 2014 um 11:03
Eine großartige Folge, vielen Dank! Für mich als Ingenieur, der nicht gerne auf Kunstausstellungen geht, stellt sich natürlich die Frage: hat Pierre Bourdieu nun recht, oder gibt es seitdem neue Erkenntnisse, die seinen Theorien widersprechen? Oder verlange ich da zu viel von der Soziologie? :-)
6. April 2014 um 12:23
Wieder ein schöner Podcast von Dir. Danke!
Wer mehr über Bourdieu und seine Theorien erfahren möchte, dem kann ich diese Ausgabe des Soziopods empfehlen:
http://soziopod.de/2013/10/soziopod-032-bourdieu-und-der-fluch-der-sozialen-ungleichheit/
7. April 2014 um 05:20
Gibt die Technologie Auswege aus den vorbestimmten Schichten?
Ich sehe den Nerd oder Wissenschaftler vor mir. Schlechter Geschmack, Missachtung sozialer Codes aber hohes analytisches Denkvermögen.
Das Lösen von logischen Problemen, das Erweitern des Wissens über die Welt sind sein Antrieb.
Mag ja sein, dass hohe Kulturbildung ein Assoziationsfeuerwerk beim Betrachten von Händen und Kieseln auslöst, aber damit entwickelt man keine Flugzeuge und stellt keine Urknalltheorien auf.
Sieht Valeska die Schönheit in der Mathematik?
Nicht, dass Horst dafür Verständnis aufweisen würde. Auch das Interesse an Naturwissenschaften wird durch die Herkunft verstärkt oder abgetötet.
Hier zählen aber weniger Kleidung, Sprache, Kultur, sondern das, was dabei herauskommt.
Ändern sich schleichend die Spielregeln?
Oder wird ein Bordieu aus dem Jahr 2187 über die Oberschicht der “Computerhacker” sprechen, deren soziale Codes von Kunstliebenden nicht verstanden werden?
Auf jeden Fall, danke Alexandra für diesen Podcast!
7. April 2014 um 14:55
Hallo Alexandra!
Ich wollte nur schnell danke für diese ganz tolle Episode sagen! Bin wirklich sehr begeistert von deiner Aufbereitung des Themas!
Sven
14. April 2014 um 11:50
Wieder einmal großartig! Mir gefällt der Podcast sehr gut und ich hoffe auf viele weitere Folgen.
18. April 2014 um 21:34
Ich sag mal so: Alexandra Tobor macht einfach geile Sachen. Ihr zuzuhören ist ein Genuss für dessen Beschreibung mir leider die Adjektive fehlen.
3. Juli 2014 um 07:34
Hallo Alexandra,
es ist der erste ITB-Podcast den ich von die gehört habe.
Wohl möglich auf Grund der Sendung mit Holgi,
zumindest wurde Dein Podcast in WRINT erwähnt.
Deinen Ausführungen könnte ich stundenlang zuhören.
Die Sendung zu Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums
fand ich außerordentlich erhellend.
Dazu ist mir noch eingefallen, dass ich mich in meiner Schublade ganz wohl fühle.
Es ist aber dennoch gut zu wissen, wie das System eigentlich funktioniert.
Es ist leicht sich in einen dieser Kreise einzuschleusen
und mit Erfüllung bestimmter Kriterien die Gruppe zu bestehen,
wenn es erforderlich sein sollte.
Das habe ich vor vielen Jahren mal auch einer Party mit Psycho-Profs gemacht.
Meine damalige Psycho-Ex hatte mich zuvor mir aktuellen Schlüsselworten auf
diverse Gespräche in der Runde der EXPERTEN vorbereiten können.
Es war sehr lustig, wenn auch nicht Ziel des Lebens …
Mit Bekleidung ist es noch einfacher, wenn auch viel teurer.
Werde mir mal noch Deine anderen Sendungen anhören
und hoffe, dass diese mir auch gefallen.
Mache auf jeden Fall so weiter, ich finde Dich total klasse.