In trockenen Büchern

Unlesbares hörbar gemacht

Folge 17
13. Februar 2016
von Alexandra Tobor
29 Kommentare

#17

Granularität – Selbstauflösung mit Christoph Kucklick

Über Christoph Kucklick: „Die granulare Gesellschaft: Wie das Digitale unsere Wirklichkeit auflöst“

Die Digitalisierung verändert unsere Wahrnehmung der Welt: Unsere Körper, die Natur, unsere sozialen Beziehungen – alles erscheint in höherer Auflösung, durch immer mehr Daten analysierbar. Feinste Unterschiede werden erkennbar, das Individuelle überlagert das Allgemeine. Lässt sich unser gesellschaftliches Ideal der Gleichheit vor diesem Hintergrund aufrechterhalten? Im Umgang mit komplexen Daten sind uns Computer zusehends überlegen. Wer sind wir noch, wenn Intelligenz und Rationalität nicht mehr als allein menschliche Merkmale gelten können? Müssen wir uns vom Homo rationalis zum Homo irritabilis entwickeln, um uns von intelligenten Maschinen abzugrenzen?
(Klappentext)

Mit wem ich auch rede, alle haben das Gefühl, dass die Welt, wie wir sie kannten, zusammenbricht. Das Buch von Christoph Kucklick hat es mir mit eiskalter Nüchternheit bestätigt, mir aber auch Lust gemacht, mich mit den Fragen und Herausforderungen der Zukunft auseinanderzusetzen und der Katastrophe mit Engagement und Neugier zu begegnen statt mit Untergangsangst. Dringende Leseempfehlung!

…und hier könnt ihr überprüfen, wie gut Facebook euer psychologisches Persönlichkeitsprofil, die politische Präferenz, sexuelle Orientierung und sogar Intelligenz im Vergleich zum Durchschnitt voraussagen kann. :)

Folge 16
9. Juni 2015
von Alexandra Tobor
10 Kommentare

#16

Neonlicht – Durch die Nacht mit Christoph Ribbat

Über Christoph Ribbat: „Flackernde Moderne. Die Geschichte des Neonlichts“

Die Geschichte des Neonlichts eröffnet faszinierende Facetten von Stadt- und Populärkultur. Zwischen den Weltkriegen brachten Leuchtreklamen Eleganz und Vitalität in die Metropolen. In den 1950er Jahren verwandelten pulsierende Spektakel das Wüstenörtchen Las Vegas. Heute glimmt Lichtkunst in Museen und Galerien. Literaten, Filmemacher und Fotografen ließen sich vom Glimmen und Flackern anlocken und machten Neon zur Metapher der Moderne. Nur wenige Jahrzehnte nach ihrer Erfindung galt die Werbetechnik jedoch als veraltet und war bald typisch für die Problemviertel der Stadt.
(Klappentext)

Neonlicht hat schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt. Elektrisch erregte Edelgase, die durch Glasröhren wabern: What’s not to like? Aber woher rührt die Melancholie beim Anblick der bunten Werbeschilder? Das Buch von Christoph Ribbat hat etwas Licht ins Dunkel gebracht.

Folge 15
1. Mai 2015
von Alexandra Tobor
11 Kommentare

#15

Faulheit – Liegenbleiben mit Manfred Koch

Über Manfred Koch: „Faulheit. Eine schwierige Disziplin“

Heute, da Vollbeschäftigung als Gipfel des gesellschaftlich Erstrebenswerten gilt, Umtriebigkeit und atemloses »Am-Ball-Bleiben« auch nach der Arbeit angesagt sind, scheint jeder sich rechtfertigen zu müssen, der am Wochenende einfach nur Däumchen drehen möchte. Dabei galt Muße zu haben in der Antike als Ideal, und selbst das Mittelalter übte noch Nachsicht gegenüber dem antriebslosen Nichtstuer. Erst die Neuzeit brachte die entscheidende Wende: Fortschrittsglaube und Veränderungswille ließen ihn seine Unschuld verlieren, machten ihn zur parasitären Existenz. Seit einiger Zeit allerdings beginnt der Gedanke der Entschleunigung wieder an Akzeptanz zu gewinnen…
(Klappentext)

Nach vier Monaten Podcast-Faulheit habe ich mich endlich aufgerafft, Manfred Kochs „Kulturgeschichte des Müßiggangs“ zu lesen. Turns out: Ich war überhaupt nicht faul! Diese und andere Erkenntnisse mehr hört ihr in dieser Folge.

Das Schlaraffenland (Pieter Bruegel der Ältere)
Schlaraffenland“ von Pieter Bruegel der Ältere (1526/1530–1569) – first upload in de wikipedia on 22:18, 16. Jun 2003 by Stefan Kühn. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

Folge 14
21. Dezember 2014
von Alexandra Tobor
6 Kommentare

#14

Vergänglichkeit – Dem Tod ins Auge sehen mit Tobias Quast

Über Tobias Quast: „Der Tod steht uns gut. Vanitas heute“

Unser Umgang mit dem Tod erscheint paradox: Einerseits verdrängen wir ihn und seine grundlegende Bedeutung für unser Leben aus dem Bewusstsein, andererseits begegnet er uns immer öfter in Film und Fernsehen. Symbole, allen voran der Totenkopf, schmücken in vielfältiger Weise unsere Kleidung und Accessoires. Jahrhundertelang erinnerten uns diese Symbole an die eigene Sterblichkeit. Was ist heute übrig geblieben von der Vergänglichkeitsmahnung, der Vanitas? Das Buch begibt sich anhand zahlreicher Beispiele aus Literatur, Medien und Kunst auf eine Entdeckungsreise durch die Zeit, um dem heutigen Verständnis von Vergänglichkeit und Tod auf die Spur zu kommen.
(Klappentext)

War der November nicht ein Graus? Das Christkind ist immer noch verstimmt und hat nur finstere Themen im Sack. Nightmare before Christmas sozusagen.
„Der Tod steht uns gut. Vanitas heute“ heißt das Buch der dunklen Stunde. Ideal zum Anhören, wenn ihr eure Schrumpfköpfe in Glanzpapier packt!

Und hier die in der Folge erwähnten Vanitas-Bilder:

Diese Folge widme ich Sebastian „Gruftikopp“ Baumer, der in seinem Blog viele gute Worte über diesen Podcast fand. Danke!

Folge 13
28. Oktober 2014
von Alexandra Tobor
5 Kommentare

#13

Heimat – Wurzelpflege mit Simone Egger

Über Simone Egger: „Heimat. Wie wir unseren Sehnsuchtsort immer wieder neu erfinden“

Ist Heimat ein Ort? Ist es der Ort, an dem wir geboren sind? Oder der Ort, an dem wir gerade leben? Ist Heimat ein Geruch, eine Sprache oder eine bestimmte Person? Lebt sie in der bloßen Erinnerung oder formen wir sie im täglichen Leben ständig neu? Und wann wird das Fremde zur Heimat? Simone Egger geht all diesen Fragen nach, Fragen, die sich jeder bereits gestellt hat und die sich im Laufe des Lebens immer wieder stellen. Sie berichtet von den Anfängen eines Begriffs, von der Entstehung und Verbreitung von Heimat-Bildern und -Gefühlen und nicht zuletzt davon, wie sie gewinnbringend vermarktet werden.
(Klappentext)

Das Schmöker-Sachbuch von Simone Egger hat mich mit vielen aussagekräftigen Fotos betört und davon überzeugt, dass Heimat schon lange kein „Alte-Leute-Thema“ mehr ist. Aber hört selbst!